Zwei Wege, die mein Herz neu webten!
- Harald Schneider

- 27. Okt.
- 7 Min. Lesezeit
Stell dir vor, du stehst am Fuße der Pyrenäen, der Wind trägt den Duft von Wildkräutern und vergessenen Gebeten. Dein Rucksack lastet schwer, nicht nur mit Brot und Wasser, sondern mit dem unsichtbaren Gewichten deiner Seele. Der Jakobsweg, dieser uralte Pfad von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela, ist mehr als 800 Kilometer Staub und Blasen – er ist ein Spiegel, der deine inneren Welten bricht und neu zusammensetzt. Ich bin ihn zweimal gegangen, 2015 und 2021, und jede Etappe war eine Alchemie: Aus dem Chaos meiner Glaubenswelten entstand etwas Neues, etwas, das ich als "meine Vision" nenne. Eine Vision nicht von Feuer und Engeln, sondern von leisen Schwingungen – versteckten Zeichen, die flüstern:

«Du bist mehr als deine Zweifel. Du bist ein Brückenbauer zwischen Welten.»
Lass mich dich mitnehmen, Schritt für Schritt, durch diese Pfade. Vielleicht erkennst du darin dein eigenes Suchen, deine eigenen unausgesprochenen Träume. Denn der Camino lehrt uns:
Der Weg ist nie nur linear. Er windet sich durch deinen Körper, deinen Geist und das Herz.
Der erste Pfad: 2015 – Vom katholischen Buddhist zum Jesusfolger

Es war der 27.April 2015. Ich, ein selbsternannter "katholischer Buddhist", trat in Saint Jean Pied de Port die Pilgerreise an. Aufgewachsen in der kühlen Struktur der katholischen Kirche, hatte ich mich dem Buddhismus zugewandt wie ein Durstender einem klaren Quell.
Die Lehren des Buddha – Achtsamkeit, Leerheit, das Loslassen des Egos – füllten die Lücken, die mir die katholische Kirche zu jener Zeit ließ. Die Dogmen wirkten steif, fern, wie ein Relikt aus einer vergangenen Epoche. Wo war die spirituelle Tiefe? Die Meditation in der Stille? Ich trug eine kleine Buddha-Statue in meiner Tasche, neben dem Kreuz, das mir meine Kinder geschenkt hatten, und rezitierte meist Mantras, während ich die Hügel der Navarra erklomm.
Der Camino ist ein grausamer, gnädiger Lehrer. Jeder Tag begann mit dem Kreischen der Blasen an meinen Füßen, dem Brennen in den Waden, dem endlosen Horizont, der dich zwingt, innezuhalten. In Roncesvalles, wo die alten Pilgergräber flüstern von vergessenen Seelen, spürte ich es zum ersten Mal: Eine innere Spaltung. War ich wirklich Buddhist? Oder nur ein Katholik, der floh? Die Nächte in den "Albergues", diesen Herbergen voller Schnarchen und Geschichten, wurden zu meinem Tempel. Ich hörte Pilger aus aller Welt – einen japanischen Mönch, der von Zen sprach, eine Nonne aus Italien, die von der Eucharistie als kosmischer Vereinigung erzählte. Eine liebe Ungarin die vom Fegefeuer des Lebens sprach. Ihre Worte webten sich in meine Träume.
Doch der Wendepunkt kam irgendwo in der Meseta, jener endlosen Ebene in Kastilien, wo der Himmel die Erde berührt. Es war ein regnerischer Nachmittag, und ich hockte unter einer Eiche, durchnässt bis auf die Knochen. In diesem Moment – fernab von Ritualen und Büchern – brach etwas in mir auf. Ich erinnerte mich an die Evangelien, nicht als trockene Texte, sondern als lebendige Flammen. Jesus, der Wanderer, der Heiler, der die Pharisäer mit Gleichnissen entwaffnete – war er nicht der ultimative Bodhisattva? Der, der litt, um andere zu erlösen?

Plötzlich sah ich die Synkretismen. Die buddhistische Leerheit in der christlichen Demut, das Mitgefühl des Buddha im Evangelium der Bergpredigt. Aber mehr noch. Eine Sehnsucht nach dem Urchristentum, jenen wilden, ungezähmten Strömungen, die die Kirche später zähmte.

Als ich Santiago erreichte, die Kathedrale mit ihrem Botafumeiro, der wie ein Pendel der Seelen schwang, war ich verwandelt. Ich war kein Buddhist mehr, sondern ein Jesusfolger durch und durch.
Inspiriert von den Katharern und Waldensern – jenen "Ketzer" des Mittelalters, die in den Pyrenäen und den Alpen eine spirituelle Reinheit suchten. Die Katharer, mit ihrer dualistischen Vision von Licht und Schatten, lehnten den materiellen Reichtum ab und sahen in der Seele einen göttlichen Funken, der durch Askese erstrahlt.
Die Waldenser, arm und prophetisch, predigten ein Evangelium der Gleichheit, fern von kirchlicher Hierarchie. Sie waren Rebellen des Herzens, Verfolgte, die in Höhlen beteten und die Bibel in den Muttersprache lasen. In meiner Vision wurden sie zu meinen Wegbegleitern.
Versteckte Zeichen entlang des Camino – ein zerbrochener Kelch in einer Ruine, ein Windhauch, der wie ein Psalm klang – flüsterten von einer Kirche, die nicht baut, sondern wandert.
Der Flug zurück nach Hause war damals wie ein Erwachen. Ich starrte aus dem Fenster auf die Wolken und wusste: Der Buddhismus hatte mich vorbereitet, das Christentum gerufen. Aber es war unvollständig. Etwas fehlte – eine weibliche Stimme, eine verborgene Liebe.

Der zweite Pfad: 2021 – Ahnen, das Paar der Paare und der Ruf des Grals
Sechs Jahre später, im Heiligen Jahr 2021, stand ich wieder am 27.April an einem Grab irgendwo fernab der Welt und gab ein Versprechen. Die Welt war verändert – Pandemien, Isolationen, ein Hunger nach Sinn tiefer als je zuvor. Diesmal führte mich nicht nur mein eigener Wille, sondern meine Ahnen. Seit Jahren spukten sie in meinen Träumen. Erinnerungen, Schattenfiguren aus dem Bayerischen Wald, Grenzgänger zwischen Welten, wie jene, von denen ich in alten Geschichten las. Sie waren Barbaren und Christen, Heiden und Bekehrte – Seelen, die den Schleier zwischen Diesseits und Jenseits rissen. Auf dem Weg spürte ich sie, ein Knacken im Unterholz, ein Stein, der genau in meine Hand passte, als ob er aus ihrer Zeit stammte.
Frankreich, jenes Land der Burgen, Kathedralen und Geheimnisse, brachte die Wende. In den Weinbergen der Loire, nahe Vézelay – einem der spirituellen Knotenpunkte des Camino –, enthüllten sich mir die Zeichen. Nicht in Fleisch und Blut, sondern in den uralten Wänden der Kirchen, wo Stein zu einem leisen Flüstern der Ewigkeit wird. Es waren Symbole, die wie verborgene Fäden webten – ein Paar aus Schatten und Licht, dessen Blicke sich verbanden wie Wurzeln unter der Erde. In den Bogen von Vézelay, in den verblassten Fresken und den verschlungenen Reliefs, sah ich sie und dann auf dem weiteren Weg immer und immer wieder. Eine Frauengestalt, umhüllt von einem Mantel aus Geheimnissen, neben einem Wanderer, dessen Hand eine stille Berührung andeutete. Sie erzählten von ihrer Reise, nicht nur durch Zeit und Raum, sondern seelisch, von einer Liebe, die Grenzen überschreitet, von Partnerschaft als heiligem Bund, der in den Adern der Geschichte pulsiert.
In diesen sichtbaren, aber unausgesprochenen Visionen erkannte ich sie – Jesus und Maria Magdalena. Nicht die biblische Sünderin, die die Kirche jahrhundertelang diffamierte, sondern die Apostelin, die Erste Zeugin der Auferstehung. Die Mythen um den Heiligen Gral, diesen mythischen Kelch des Letzten Abendmahls, weben sich seit dem Mittelalter um sie, als Gefährtin Jesu, Trägerin seines Blutes, Flüchtling in die Provence, wo sie mit ihrem Kind die Linie der Merowinger begründete. Bücher wie Der Heilige Gral von Wolfram von Eschenbach oder moderne Enthüllungen wie Das verlorene Evangelium spekulieren von einer verborgenen Ehe, einer heiligen Blutlinie, die die Geschichte Europas durchzieht.
Diese Zeichen waren keine Zufälle, sondern Schwingungen – Frequenzen, die in den Kirchen nachhallten und mein Herz mit einer Wahrheit berührten, die älter ist als Worte.
Die göttliche Liebe ist ein Paar, das uns alle ruft, uns zu vereinen.
Diese Begegnung war der Funke. Plötzlich pulsierten die versteckten Zeichen entlang des Wegs wie ein Code. Eine Muschel, die wie ein Yoni-Symbol schimmerte, ein Bach, der in Form eines Fisches floss – uraltes Christensymbol für Jesus.
In León, in der gotischen Kathedrale, hatte ich eine Vision. Unausgesprochen, doch greifbar. Ich sah Maria Magdalena nicht als Randfigur, sondern als Königin – stehend am Fuß des Kreuzes, ihre Tränen ein Fluss der Weisheit. Jesus und sie, ein Paar in göttlicher Ekstase, dessen Liebe den Gral nicht als Objekt, sondern als lebendige Frequenz verkörperte. Die Vereinigung von Männlichem und Weiblichem, Himmel und Erde. Meine Ahnen nickten mir in diesem Traum zu – sie, die Grenzgänger, hatten diesen Pfad schon vor Jahrtausenden beschritten.
Der Weg durch Galicien, nebelig, regnerisch und wild, testete mich. Bettenroulette und extreme Massnahmen. Ich verkaufe dir keinen Cafe, weil du keinen Impfnachweis hast.
War das Wahnsinn oder Wahrheit? Doch in Finisterre, am Ende der Welt, wo der Ozean die Sonne verschlingt, kristallisierte sich meine Vision.
Der Gral ist keine Schale aus Gold, sondern das "Herzpaar" – Jesus und Magdalena als Archetyp der heiligen Liebe.

Sie lehren mir, dass Spiritualität nicht einsam ist, sondern geteilt, dass der Buddhismus mir das Loslassen schenkte und das Urchristentum die Hingabe. Jesus und Maria Magdalena aber sind das Paar der Paare und sie schenkten das Leben.
Dann Zeichen – ein Regenbogen über dem Weg, eine Fremde, die mir ein Brot reicht wie beim Abendmahl – waren keine Zufälle. Sie sind die Einladungen
«Du bist gut wie du bist.
Nimm deine Last auf, gehe deinen Weg.»
Die Schwingungen der Seele - was bedeuten diese Visionen heute?
Während ich diese Zeilen schreibe, spüre ich den Camino längst nicht mehr in meinen Knochen – doch es ist noch da, dieses leise Vibrieren, das mich an jene Synkretismen erinnert. Der Buddhismus und das Christentum, so unterschiedlich sie scheinen – der eine ohne personalen Gott, der andere zentriert um Erlösung durch Gnade –, teilen das Wesentliche.
Ein Streben nach innerem Frieden, nach Mitgefühl als Brücke zu anderen.
Die Katharer und Waldenser, verfolgt für ihre Reinheit, mahnen uns. Wahre Spiritualität blüht in den Rändern, nicht im Zentrum der Macht. Und der Gral-Mythos? Er ist ein Spiegel unserer Zeit – in einer Welt, die Liebe fragmentiert, ruft er uns zu, das Weibliche und das Männliche gleichzeitig zu ehren, Partnerschaften als sakral zu sehen.
Diese Visionen regen zum Nachdenken an. Was, wenn dein eigener Weg – beruflich, emotional, spirituell – ähnliche Zeichen birgt? Hast du sie übersehen? Der Jakobsweg hat mir gezeigt, dass Metamorphose kein Blitzschlag ist, sondern ein langsames Weben. Aus buddhistischer Stille wird christliche Leidenschaft, aus Ahnenflüstern eine Gralsquest. Und du? Welche Paare in deiner Seele warten darauf, entdeckt zu werden?
Der immerwährende Pfad des Lebens
Zwei Jakobswege, zwei Leben in einem und das Leben danach. Von 2015, wo ich lernte, Brücken zu bauen, bis 2021, wo ich den Gral der Liebe umarmte. Meine Vision ist ein Geschenk und eine Aufforderung. Sie sagt, Gehe deinen Weg, auch wenn er windet und steil ist. Nimm die Last deiner Vergangenheit auf – sie ist der Dünger für die Blüten der Zukunft. Und lass die unausgesprochenen Visionen in dir sprechen. Sie sind die Frequenz, die dein Herz mit dem Kosmos verbindet.
Möge dein Pfad, dir ein Meer aus blühenden Frequenzen schenken – ein nachhallendes Vibrieren, das dich stärkt. Und dein zukünftiger Weg ein Versprechen der Gnade, eine leitende Schwingung, die in dir pulsiert und führt.
Wenn diese Worte in dir nachhallen, nimm deinen Rucksack. Der Camino wartet – nicht nur in Spanien, sondern in jedem Schritt deines Alltags. Buen Camino.
Herzlich Harald🙏👣🎈🙏
Mein Weg ist in den Seiten meines Buches festgehalten – lass dich dort von den Frequenzen meiner Metamorphose berühren.
I bin vom Woid dahoam
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